Sonntag, 9. September 2012

Primavera


Lang lang ist´s her, dass ihr hier etwas von mir lesen konntet… Umso schwieriger ist es jetzt, an einer Stelle anzufangen, wo es Sinn macht, verständlich ist und trotzdem keine Ewigkeit lang wird;)

Alles in allem habe ich mich ein wenig eingelebt. Ich fühle mich wohl hier in El Bolsón beziehungsweise Lago Puelo. Ich liebe die Landschaft, die Menschen lerne ich gerade kennen und lieben und ich fühle mich frei. Ja, eigentlich kann man sagen, ich fühle mich frei. Ich weiß nicht wieso, aber gerade kam mir dieser Gedanke. In dem was ich tue, wie ich mich bewege, wie ich hier lebe fühle ich mich frei, unabhängig und ich habe das Gefühl, es kann ziemlich viel entstehen…

Seit nun schon drei Wochen arbeite ich in der Schule und so langsam bekomme ich einen Eindruck, was ich alles machen kann. Bis jetzt habe ich jeden Morgen für die Kinder das Frühstück zubereitet (von ihnen mitgebrachtes Brot und Obst), habe in der Pause mit ihnen Fangen gespielt, ein bisschen Ordnung in der Küche gehalten und Hefte für die Kinder gemacht. Für den Anfang war ich damit schon mal sehr gut bedient. Nachmittags hatte ich also meistens frei, die Schule geht bis 13.15Uhr, und hatte viel Zeit für mich hier anzukommen, mich langsam einzuleben und die Gegend etwas zu erkunden.
Diese Woche hatte ich ein kleines Gespräch mit zwei Lehrerinnen. Mein Wunsch war oder ist, in der Schule sowohl so Sachen zu mache wie eben Frühstück vorbereiten, Elternbriefe in die „Kommunikationshefte“ jedes einzelnen Schülers zu kleben, Plakate für Veranstaltungen male, die Klassen streiche, Stühle und Tische repariere oder was sonst so anfällt und aber auch mit den Kindern direkt zu arbeiten. Also in den künstlerischen Unterrichten mithelfe, später vielleicht selber einen kleinen Kurs mache und so einfach mehr von den Kinder mitzubekommen, zu sehen wie sie arbeiten, lernen und leben. Also werde ich ab nächster Woche immer morgens in eine Klasse mitgehen und den rhythmischen Teil mitmachen. Nach der Pause gehe ich dann in einen künstlerischen Unterricht, je nach dem was es so gibt und was mich interessiert.
Anfangs hatte ich das Gefühl, dass manche Kinder noch nicht so genau wussten, was sie von mir halten sollte. Ich bin die erste weibliche Freiwillige hier, bin leider nicht so stark wie meine Vorgänger und kann die Kinder auf der Schaukel nicht so hoch anschaukeln, außerdem versteh ich wenig… Aber so langsam habe ich das Gefühl, dass sich eine Verbindung aufbaut. Und mich würde auch stark interessieren, meine Namensvetterin näher kennen zu lernen;)

Wie ich ja schon geschrieben hatte, ich wohne in einem Hostel was einer Familie aus der Schule gehört. Das Hostel liegt ca. 10 bis 15 Kilometer (die Straßenschilder sind sich da etwas uneinig) von Schule entfernt einen Ort weiter Richtung Süden. Jeden Morgen fahre ich mit dem Fahrrad zur Schule. Wenn ich losfahre (7.30Uhr) ist es fast noch dunkel, manchmal hat es gefroren. Auf dem Weg zur Schule geht die Sonne auf. Wunderschön! Die von der Morgensonne beleuchteten, mit Schnee bedeckten Berge rechts und links neben der Straße zaubern mir jeden Morgen ein Lächeln aufs Gesicht.

Mit dem Spanisch sprechen tue ich mich noch ein bisschen schwer. Anfangs hatte ich das Gefühl, ich verstehe garnichts. Wenn die Leute hier reden, hörte es sich für mich wie ein einziger, undurchdringbarer Klang an. Mittlerweile höre ich die einzelnen Wörter heraus, höre wann und wo ein Wort anfängt und aufhört. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, ich versteh jedes einzelne Wort. Aber nur vom Klang her. Und nicht, dass ich dann auch wüsste, was es heißt! Dieses Gefühl hatte ich auch, als ich vor 2 Jahren mal 6 Wochen in Frankreich gearbeitet habe. Irgendwie verrückt! Zur Zeit bin ich ganz zuversichtlich, dass ich spätestens in einem Jahr Spanisch beziehungsweise Argentinisch (was schon ein kleiner Unterschied ist;)) sprechen kann. In der ersten Woche habe ich noch jeden Tag ein bisschen Vokabeln und Grammatik gelernt… das habe ich dann aber auch durch Häkeln ersetzt;) Ein Poncho und Stulpen sind schon entstanden. Eigentlich wollte ich eine Mütze stricken, weil ich meine ja direkt am ersten Tag verloren habe… Tja so ändern sich die Dinge. Und ich hab schon ziemlich viele andere Ideen was ich häkeln will. Vielleicht entsteht daraus oder damit ja irgendwann mal ein Kurs mit den Kindern!

Der Frühling kommt! Schneeglöckchen und Krokusse, die Bäume fangen an zu blühen, das ganze Dorf ist rosa und füllt sich mit Menschen, die die Sonne genießen. Wunderbar! Da ich nicht direkt in El Bolsón wohne und die Schule von meinem zu Hause vor El Bolsón liegt, bin ich nicht jeden Tag im Dorf. Vor ein paar Tagen habe ich mich nach der Schule mit Keksen, Obst und einem Buch auf die Wiese auf dem Dorfplatz gesetzt, um die Atmosphäre und die Sonne zu genießen. An dem Tag war auch Markt, das heißt, es waren viele Leute unterwegs. Der Markt ist ein Kunsthandwerkermarkt wo jeder etwas verkaufen und kaufen kann. Es gibt viel wunderschönen Schmuck, Klamotten, Schnitzereien, die verschiedensten Mate (das Gefäß aus dem der Matetee getrunken wird heißt Mate und der Tee Yerba) und auch was zu essen. Ich glaube, er ist auch eine große Touristenattraktion hier in El Bolsón.

Ich habe gerade ein sehr schönes Wochenende hinter mir;) Am Samstag habe ich ausgeschlafen, in der Sonne gefrühstückt, gehäkelt, mit Jasmin, der Kindergärtnerin aus der Schule (also die Schule hat nebenan auch einen Kindergarten) die zur Zeit noch hier mit ihrer Tochter wohnt( in den nächsten Tagen ziehen sie leider um!) Mate getrunken, noch mit der Tochter Volleyball gespielt, gekocht, dann sind wir zum See gefahren (Lago Puelo), haben ein Spiel gespielt dessen Namen ich nicht weiß, es gibt aber Fotos davon hier auf meinem Block;), wieder mal Mate getrunken, geredet, Siesta gemacht. Am Abend bin ich dann zu einer Freundin nach El Bolsón gefahren, da waren wir erst mal ein bisschen shoppen, haben gekocht und uns für die Fiesta fertig gemacht. In einer Bar hat eine Band Cumbia gespielt. Das ist ein Musikstil, der hier gerade glaub ich sehr beliebt ist. Da die Argentinier generell erst sehr spät mit solchen Veranstaltungen anfangen (frühestens halb 2), waren wir auch bis 5Uhr unterwegs. Heute Mittag habe ich dann mit Jasmin und der Familie hier aus dem Hostel gegessen, war mit Jasmin und Luana (die Tochter) in El Bolsón, wir haben ein halbes Kilo Eis gegessen, die Sonne genossen und waren auf dem Markt. Jetzt ruhe ich mich gerade ein bisschen aus, schreibe ein bisschen und gleich koche ich mal wieder was mit Jasmin und Luana. Also wie ihr merkt, ich koche und esse viel und gerne mit den verschiedensten Leuten.

Ich glaube hier höre ich jetzt mal auf. Sonst wird es doch noch eine Ewigkeit ;)
Liebste Grüße
Un Beso
Alma

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