Ich hoffe, ihr
hattet alle ein frohes Osterfest und alle die, die Ferien haben so wie sie ein
der Schule angesetzt werden, schöne frühlinghafte Ferien! An dieser Stelle
schicke ich direkt mal ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen an Wilm und
Leonie, meinen Bruder und meine Cousine, die ihre schönen Ferien wahrscheinlich
größtenteils mit lernen fürs Abi verbringen!
Mein Osterfest viel
eher nüchtern aus. Es wird in Argentinien auch generell nicht so groß gefeiert
wie in Deutschland glaub ich. Die Supermäkte sind zwar voll mit Schokoeiern und
es gibt auch so was wie ein Osterstollen, dennoch hatte ich das Gefühl, es ist
nicht so ein „großes“ Fest wie ich es aus meiner Familie in Deutschland kenne.
Die Woche um Ostern
hatten auch wir frei. Dank des wunderschönen Wetters mit strahlend blauem
Himmel und relativ warmen Temperaturen konnte ich viel Zeit draußen verbringen.
Ich habe mir leider meinen Fuß ziemlich übel verstaucht und konnte deswegen
nicht wandern gehen, wie ich es mir eigentlich vorgenommen hatte. Stattdessen
sind wir zu einem See gefahren, haben gegrillt und die Sonne genossen. Ich bin
immer wieder überrascht, wie viel unbetastete Natur hier um mich herum ist. Man
braucht nur ein bisschen von der Straße abzubiegen und gelang relativ schnell
in Gegenden, die bis auf ein paar mit der Zeit entstandenen Trampelpfaden keine
Hinweise auf menschliches rumwerkeln abgeben. Argentinien ist auch einfach ein
riesiges Land mit einer für seine Größe kleinen Einwohnerzahl, verglichen mit
Deutschland sagen wir mal. Wenn ich mich nicht irre lebt ungefähr ein drittel
der Einwohner Argentiniens in der Hauptstadt. Da bleiben nicht mehr viele, die
den Rest des Landes besiedeln oder bestellen, vor allem nicht hier im Süden. In
den Provinzen, wo gut Ackerbau betrieben werden kann auf Grund des Klimas und
der planen Fläche, wird das Land genutzt. Womit wir auf die zweifelhafte Frage
kommen wofür es genutzt wird. Um in Monokulturen Sojabohnen oder genmanipulierten Mais anzubauen,
die das Erdreich völlig ausrauben, und nach Europa zu exportiert werden. Auf
meiner Reise durch Argentinien im Januar hatte ich vor allem in den Provinzen
San Luis und Cordoba während den langen Busfahrten genügend Zeit, dies zu
beobachten. Um wieder zurückzukommen: hier unten in Patagonien sind die Erd-
und Wetterbedingungen nicht ganz so ideal für solche Späße, auch auf Grund des
kühlen Klimas leben noch weniger Menschen hier, so kann sich die Natur erfreuen
und (noch) an vielen Stellen wachsen und gedeihen wo und wie sie lustig ist!
Natürlich führt das
ganze auch dazu, dass es weniger Arbeit gibt. Gerade hier in El Bolson und
Umgebung sind die größten Einnahmen im Jahr dem Tourismus in den Sommermonaten
Dezember bis März zu verdanken. Die Anzahl der Klamottengeschäfte in Witten
könnte man hier mit der Anzahl von Campingplätzen, Ferienhäusern und Hostels
vergleichen! Die Menschen die nicht vom Tourismus leben, im Supermarkt oder der
Schule arbeiten, haben ihr Stück Land, einen kleinen Gemüseanbau, zum
Eigengebrauch für die meist ziemlich große Familie und/oder Verkauf, ihre
Hühner, Schafe, Schweine und manchmal auch Kühe zur Fleischproduktion, leben in
mit eigenen Händen erbauten Holz oder auch zunehmend Lehmhäusern, je nach Lage
mit WC oder Plumsklo, fahren wunderschöne uralte Autos und haben, wenn es
irgendwie einzurichten ist, einen laufenden Fernseher mit DirektTv im Zimmer
stehen.
Hier nach El Bolson
und Umgebung landen in den letzten Jahren immer mehr Menschen und Familien aus
der überdimensional großen, in gewissen Punkten gefährlichen, dreckigen
unruhigen Hauptstadt auf der Suche nach einer alternativen Lebensform. Je nach
Füllung des Geldbeutels besetzen oder kaufen sie ein Stück land, bauen
wunderschöne Lehmhäuser in allen Formen und Größen, versuchen mit
Naturkonstruktionen, Verkauf von selbstgebackenem Vollkornbrot, selbst genähter
Kleidung, anderen Handwerkskünsten oder Naturkosmetik ihre Familien zu ernähren
und leben im Einklang mit der Natur, dem Mond, der Sonne und den Sternen, weit
entfernt der Hektik der Großstadt. Man sagt, gerade hier in die Gegend kommen
auch viele Deutsche oder Europäer auf der Suche nach einer anderen Lebensart.
Ich persönlich kenne allerdings nur eine deutsche Familie.
Auch wenn hier unten
in Patagonien nicht viel Platz für Ackerbau in großem Stil ist, haben sich,
zumindest hier im Norden Patagoniens, viele Leute angesiedelt, die Gemüseanbau
betreibe, die biodynamische Bewegung ist auch vertreten. Was die Pflanzen
angeht sind zu dieser Jahreszeit Hagebutten und Brombeeren am stärksten
vertreten. Es ist quasi kein Ankommen gegen diese dornigen Büsche. Bei den
Brombeeren ist oft das Problem, dass sie im Sommer in Massen wachsen, der Frost
dann aber zu schnell kommt und die meisten Brombeeren kaputt macht ehe sie reifen
können. Die Äpfel und Quitten haben es allerdings noch größtenteils vor dem
Frost geschafft zu reifen. Im Grunde ist das was hier an Gemüse und Obst wächst
mit dem in Deutschland zu vergleichen.
Nun ist aus dem
herbstlichen Ostergruß ein kleiner Blick auf die Menschen die hier leben
geworden…
In diesem Sinne
sende ich ein paar wärmende Sonnenstrahlen nach Deutschland, die vielleicht
endlich mal den Frühling für euch herbeirufen!
Liebste Grüße
Alma
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